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Sammlung der kaiserlichen Steuern beauftragt, von den Juden aber nie als Hochmeister anerkannt worden.
Dem Kaiser Sigismund, der die Juden bei jeder Gelegenheit aussog, sie aber doch vor Verfolgungen schützte, folgte auf den Thron jener Albrecht ü., der als österreichischer Erzherzog die Juden seines Landes 1420 hatte ins Ge-fängniss werfen, und nachdem er einige Hundert auf einer Wiese bei Wien hatte verbrennen lassen (Nissan 1421), sie für immer aus Oesterreich verbannte. Unter denen, welche bei Wien den Märtyrertod erlitten, befand sich auch die Mutter des Israel Isserlein, der, ein Sohn des R. Petachia aus Marburg (Steiermark), neben Jakob Weil, Rabbiner in Nürnberg und Erfurt und Verfasser einer geschätzten Gutachtensammlung (st. 1430), als die bedeutendste rabbinische Autorität dieser Zeit galt. Er stand in Wiener-Neustadt einer Hochschule vor und fungirte auch als Vorbeter. Seine Gutachtensammlung „Terumat ha-Deschen“ und seine Bescheide wurden von Moses Isserles in den Noten zum Schulchan Aruch benutzt. Schüler Isserlein’s und Weil’s war Israel Bruna (aus Brünn), Rabbiner in Regensburg, von dem ebenfalls Gutachten vorhanden sind.
Schwere Leiden brachte den deutschen Juden der fanatische Franziscaner-mönch Johann de Capistrano, welcher durch seine Predigten und Ermahnungen überall die Landesherren und Obrigkeiten gegen sie einzunehmen trachtete. Infolge seines Einflusses und einer Anklage wegen Hostienschändung wurden 1454 41 Juden in Breslau verbrannt und alle übrigen aus der Stadt verwiesen. Judenvertreibungen waren im 15. Jahrhundert an der Tagesordnung. So wurden sie vertrieben: 1424 aus Zürich und Freiburg im Breisgau, 1426 aus Köln, 1432 aus Sachsen, 1435 aus Speier, 1438 aus Mainz, 1439 aus Augsburg, 1450 aus Baiern, 1454 aus Brünn und Olmiitz, 1458 aus Erfurt, 1470 aus dem Erzstift Mainz, 1475 aus Bamberg, 1480 aus Glogau, 1489 aus Würzburg, 1490 aus Genf, 1492 aus Mecklenburg, 1493 aus Magdeburg, 1494 aus dem Thurgau, 1496 aus Steiermark, Kärnthen und Krain, 1498 aus Nürnberg und den würtem-bergischen Städten, 1499 aus Ulm.
Am Schlüsse des 15. Jahrhunderts waren die Juden aus einem grossen Theile Deutschlands verbannt, sie zogen ruhelos von Ort zu Ort und fanden lange Zeit nirgends eine bleibende Stätte.
§ 5. Die Juden in England.
In England, wo seit Wilhelm dem Eroberer sich viele Juden niedergelassen hatten, lebten sie in London und ändern grossen Städten in Ruhe und Wohlstand. Der erste und zweite Kreuzzug war für England ohne Bedeutung und daher auch für die Juden ohne Folgen. Erst der dritte Kreuzzug, in dem sich zum ersten male ein britischer König an die Spitze stellte, hatte für die Juden in England die traurigsten Folgen. Am Krönungstage des Königs Richard brach der Sturm los (3. September 1189). Indem man dem Volke vorgespiegelt hatte, dass die Juden Zauberer seien, duldete man nicht, dass sie der Krönung beiwohnten und die jüdischen Deputirten ihre Geschenke dem Könige überreichten.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Albrecht_ü. Albrecht Petachia Jakob_Weil Moses_Isserles Schüler_Isserlein’s Israel_Bruna Johann_de_Capistrano Johann Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wien Oesterreich Wien Marburg Steiermark Nürnberg Erfurt Wiener-Neustadt Regensburg Breslau Freiburg Sachsen Mainz Augsburg Baiern Erfurt Mainz Bamberg Glogau Würzburg Genf Mecklenburg Magdeburg Thurgau Steiermark Krain Nürnberg Ulm Deutschlands England England London England England
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Schweiz und die Gemeinden am Bodensee: in Bern, Zürich, Winterthur, Schaffhausen, in St. Gallen, Lindau, Ueberlingen, Constanz wurden die Juden durch Scheiterhaufen, Taufe oder Vertreibung aufgerieben. In Basel wurden sie in ein hölzernes Haus auf einer Rheininsel gebracht und dann zusammen mit dem Hause verbrannt. In Constanz (Costnitz), wo man demjenigen das Leben schenkte, der zum Christenthum übertrat, zündete ein so Begnadigter sein Haus an und rief aus der brennenden Wohnung: „Ich sterbe als Jude“.
Am grausamsten wurde die Judenverfolgung in Deutschland betrieben. Zu allem Unglück regten ganze Scharen herumziehender Religionsschwärmer, welche mit Geissein, an denen eiserne Nägel befestigt waren, angesichts des Volkes den entblössten Leib zerfleischten und daher Geissler oder Flagellanten genannt wurden, überall das ohnedies fanatisirte Volk gegen die Juden noch mehr auf; aller Orten mordete es in frommer Raserei. Zu Tausenden wurden die Juden erschlagen, verbrannt, ersäuft, zu Tausenden starben sie auf der Flucht vor Hunger. Wer kann alle die Gemeinden aufzählen, die dem Aberglauben und der Volkswuth zum Opfer fielen! In Strassburg, wo wie in Köln der Rath sich der Juden vergebens annahm wurde die ganze Gemeinde, 1800 Menschen, am Sabbat, 14. Februar 1349, auf einem hölzernen Gerüste auf dem jüdischen Begräbnissplatze verbrannt. Mütter rannten mit ihren Kindern ins Feuer, dass man sie ihnen nicht entreisse und taufe. In W o r m s, wo die Bürger einer Schenkung Kaiser Karl Iv. gemäss mit den Juden nach Lust und Willkür schalten konnten, hatte der Rath beschlossen, sämmtliche Juden zu verbrennen; sie kamen ihnen jedoch zuvor: sämmtliche Juden der Stadt steckten ihre Häuser in Brand und starben so den Flammentod. Dasselbe thaten die Juden zu Frankfurt, Oppenheim, Offenburg, Krems, Erfurt, wo von 3000 keine Seele übrig blieb, Esslingen, wo sich alle in der Synagoge verbrannten, u. a. m. In Mainz und Köln setzten sie sich zur Wehr und vertheidigten sich tapfer, bis sie endlich der Uebermacht unterlagen, worauf sie ihre Häuser anzündeten
und in den Flammen umkamen (23. August 1349).
Auch in Baiern, Oesterreich und im Norden Deutschlands fehlte es nicht an Opfern. In Wien entleibte sich auf Anrathen des Rabbiners die ganze Gemeinde in der Synagoge. Die alten Gemeinden Augsburg, Würzburg, München und nahezu 80 andere wurden gänzlich vertilgt; in Nürnberg wurde die ganze Gemeinde auf dem Judenbühl, 6.December 1349, verbrannt. Nur Regensburg zeichnete sich vor allen Städten aus: es beschirmte die Juden, welche innerhalb seiner Mauern wohnten und hielt die blutdürstige Menge vom Morde ab. In Magdeburg, Quedlinburg, Halberstadt, Hannover, Osnabrück, in Stuttgart, Ulm,
Reutlingen, in Metz, Colmar, Schlettstadt, kurz wo Juden waren, wiederholte
sich überall dasselbe Trauerspiel. Das Gemetzel erstreckte sich bis nach Brabant: in Brüssel und in Löwen wurden die Juden erschlagen oder verbrannt.
Die Juden waren somit in den meisten Gegenden Deutschlands vernichtet; die Städte und die Landesherren theilten sich in die ihnen abgenommene Beute, und für Alles was geschehen war, verhiess der Kaiser Verzeihung. Die Städte, von denen viele infolge der Verheerungen zerstört oder verarmt waren, und die
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Extrahierte Personennamen: Geissler Karl_Iv Karl August Metz